Tatort München mit Polyamorie
Am vergangenen Sonntag gab es wieder mal einen ‹Tatort› aus München. Titel: «Die Liebe ein seltsames Spiel». Das Thema soll Polyamorie sein!
Leider stellt sich nach dem Lesen der Kritiken sehr schnell das Gefühl ein: hier wird einfach nur versucht mit dem Begriff Neugier zu erzeugen.
Zitat Spiegel Online
…Ein Mann, der die Frauen liebt. Und zwar alle gleich doll. Die blonde Ärztin genauso wie die brünette Boutiquenbesitzerin, nur leider wissen die unterschiedlichen Frauen zum Großteil nichts voneinander…
Das hat mit Polyamorie nichts am Hut; das ist ganz einfach fremdgehen. Und man fragt sich sofort, warum sich die Verantwortlichen nicht genauer damit auseinandergesetzt haben. Es ist grundsätzlich wunderbar, wenn unser Thema mehr Öffentlichkeit bekommt. Nur in dieser Form wird es einfach dazu führen, dass sich ein Großteil der Leute denkt: «Alter Wein (Fremdgehen) in neuen Kleidern!». Und das ist wirklich schade.
= Ergänzung von FRANKB (Administrator) =
Inzwischen gibt es auch von anderer Seite berechtigte Kritik am der bewussten Falschdarstellung des Poly-Themas in den Medien, die es aktuell wohl nur zu gern in einen Krimi-Rahmen stecken, um damit beim uninformierten Publikum die immernoch beliebten Vorurteile und Assoziationsketten zu kitzeln (Polyamorie -> Swingen / Untreue / Betrug / Verbrechen etc.); siehe diesen kritischen Artikel in der SZ: Polyamore sind die neuen Lieblings-Freaks der Medien
Dass es auch etwas weniger reißerisch geht – mit Betonung auf ‹etwas› – zeigte ebenfalls erst kürzlich das ZDF mit ebenfalls einem Krimi aus dem ‹Poly-Milieu›, der hier näher besprochen wird: Polyamorie im Krimi beim ZDF – geht doch
Nachtrag: Alexander aus Heidelberg hat mich (FRANKB) noch auf diesen Blog-Beitrag aufmerksam gemacht, der ebenfalls gut zum Thema passt: LIEBE MEDIEN, WIR MÜSSEN REDEN… … vielen Dank dafür!
Hallo,
ich habe mir jetzt nicht den ganzen Tatort angeschaut, aber den Talking-Point von der Poly-Frau:
«Ich bin Poly – Polyamorie; Nie davon gehört? Meine Liebe beschränkt sich nciht nur auf einen Menschen. im Moment lebe ich Beziehungen mit vier Männern – alles ganz offen. Jeder weiß Bescheid»
Als der Kommissar feststellt, daß der fremdgehende Architekt demnach kein Poly sei, bestätigt sie das.
«Nein, denn seine Frauen, mit Ausnahme von mir, wissen ja nichts voneinander»
Und der Spiegel stellt ganz richtig fest:
«Natürlich steckt in der Ich-beglück-sie-alle-Haltung des Architekten ein grausamer Egoismus, gleichzeitig werden aber auch Menschen gezeigt, die in der Polyamorie ein Modell gefunden haben, ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte auszuleben.»
Sicher: Der Spiegel-Artikel ist am Anfang etwas schwammig, da er Polyamorie zunächst im gleichen Abschnitt wie Mr. «Mulit-Multi-Lover» erwähnt aber: Aus dem Teil des Tatorts, den ich gesehen habe und dem Spiegel-Artikel, kann zumindest ich weder dem «Tatort» noch dem «Spiegel» vorwerfen, hier Fremdgehen als Polyamorie zu verkaufen.
Was also bleibt ist die Sache mit der thematischen Nähe beim Erwähnen von unterschiedlichen Phänomänen in einem Atemzug. «Polyamorie – Fremdgehen». Das ist so ähnlich wie «Polygamie – Zwangsehe – Kinderehe». Hier sollte ein guter Artikel im Blick haben, daß auch eine Leserschaft, die den Artkel nur überfliegt, nicht fahrlässigerweise einen falschen Eindruck gewinnt.
LG
PolyLX